PV Guide

Solares Ökosystem erklärt: Wie Unternehmen mit PV, Speicher, Ladeinfrastruktur & Energie-Management Kosten senken und Autarkie steigern

Jan Brendel

Content Manager

Veröffentlicht

Steigende Energiepreise, ESG-Vorgaben, Versorgungssicherheit – der Handlungsdruck für Unternehmen wächst und die Agenda in Sachen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz ist lang. Gerade in Gewerbe und Industrie wird Energie zum strategischen Faktor. Gefragt sind ganzheitliche Energiesysteme, die erneuerbare Erzeugung, intelligente Steuerung und flexible Nutzung miteinander verbinden und neben ökologischen auch ökonomische Faktoren begünstigen. Einen Lösungsansatz stellt das solare Ökosystem dar. 

Was Sie in diesem Artikel erwartet

Der Einsatz von Photovoltaik ist ein zentraler Hebel auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Doch PV-Anlagen sind nur der Anfang: Wer heute noch auf Stand-alone-Solar setzt, verschenkt Geld und Kontrolle. Um wirtschaftlich wie ökologisch relevante Effekte zu erzielen, müssen Unternehmen weiterdenken. Erst im Zusammenspiel mit zusätzlichen Energielösungen wie z. B. Batteriespeichern entsteht ein ganzheitliches Energiesystem – ein solares Ökosystem –, das Autarkie, Netzstabilität und Ressourceneffizienz in Einklang bringt. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, welche Komponenten dazugehören, wie sie zusammenspielen und was Unternehmen konkret davon haben.

Warum PV allein nicht genügt

Einige Unternehmen – insbesondere im industriellen Mittelstand – haben mittlerweile erste PV-Projekte erfolgreich realisiert. Das ist ein wichtiger Schritt. Doch die bloße Erzeugung von Strom auf dem eigenen Dach schöpft in der Praxis häufig nur einen Teil des Solar-Potentials aus. Die Herausforderungen:  

  • Stromerzeugung und Verbrauch fallen zeitlich nicht zusammen 

  • Netzeinspeisung wird schlecht vergütet 

  • Lastspitzen bleiben immer noch bestehen 

Doch es gibt Lösungen: Der volle Mehrwert entsteht, wenn die Photovoltaik-Anlage in ein vernetztes Gesamtsystem eingebettet und durch sinnvolle Komponenten ergänzt wird. 

Das solare Ökosystem: Batteriespeicher, Ladeinfrastruktur und mehr

Ein solares Ökosystem umfasst mehrere aufeinander abgestimmte Energielösungen. Den Kern bildet immer die PV-Anlage. Im Zusammenspiel entfalten die Teillösungen jedoch positive Effekte und starke Potentiale. Erst so werden Erneuerbare Energien vollumfänglich nutzbar gemacht. Hier ein Überblick der möglichen Lösungen zusätzlich zur Solar-Anlage:

Übersicht des solaren Ökosystem mit einer Darstellung des Zusammenspiels aller einzelnen Komponenten

1. Batteriespeicher: Zeitlich flexibler Energieeinsatz & Teilnahme am Energiemarkt 

Ein Batteriespeicher kompensiert durch die “Lagerung” von Strom die Diskrepanz zwischen PV-Erzeugung und eigentlichem Energieverbrauch vor Ort. So zumindest die verbreitetste Einsatzmöglichkeit. Es gibt aber noch mehr Use Cases für Gewerbespeicher, die sich für Betriebe deutlich auszahlen. Denn besonders wirksam ist der Einsatz der Stromspeicher erst durch die Kombination der folgenden zwei Funktionsbereiche: 

  • Eigenverbrauchsoptimierung (fachlich auch “Behind-the-Meter", also hinter dem Stromzähler): Überschüssiger PV-Strom wird gespeichert und bei Bedarf abgerufen. Das senkt Strombezugskosten, reduziert Netzentgelte und glättet Lastspitzen (auch bekannt unter “Peak Shaving”). 

  • Marktinteraktion & Energiehandel (fachlich auch Front-of-the-Meter, also vor dem Stromzähler): Separate Speicher können in den Strommarkt eingebunden werden, um Strom in Hochpreisphasen zu verkaufen. Damit werden sie als Marktteilnehmer nicht nur energiewirtschaftlich aktiv, sondern auch zu einem Instrument der Netzstabilisierung. 

2. Energie-Management-System (EMS): Intelligente Steuerung 

Ein intelligentes EMS erfasst in Echtzeit Verbrauch, Erzeugung, Speicherstatus und Marktpreise. Es trifft automatisierte Entscheidungen, wann Strom gespeichert, verbraucht oder eingespeist wird. Für Unternehmen bedeutet das: geringerer Steuerungsaufwand, bessere Planbarkeit und höhere Energieeffizienz. 

3. E-Ladeinfrastruktur: E-Mobilität mit System 

Mit der Elektrifizierung des Fuhrparks wächst der Bedarf an leistungsfähiger und intelligent gesteuerter Ladeinfrastruktur. Isolierte Einzellösungen stoßen jedoch schnell an technische und wirtschaftliche Grenzen – etwa wenn mehrere Fahrzeuge gleichzeitig laden sollen oder der vorhandene Netzanschluss nicht ausreichend dimensioniert ist. Deshalb wird die Verknüpfung von Ladepunkten mit PV-Anlage, Batteriespeicher und einem intelligenten Energie-Management-System zur Schlüsselstrategie. 

So profitieren Betriebe von Ladepunkten  

Das solare Ökosystem stellt sicher, dass bevorzugt Solarstrom genutzt wird, Lastspitzen geglättet und Ladezeiten dynamisch angepasst werden. So lässt sich das Laden nicht nur CO2-frei, sondern auch kosteneffizient gestalten – ohne den Netzanschluss zu überlasten. Durch den Batteriespeicher kann überschüssiger Solarstrom einfach zwischengespeichert werden. Damit steht die Energie zeitversetzt für das Laden zur Verfügung. Das nennt man dann Lastverschiebung. Hinzu kommt die Option des intelligenten Ladens. Das bedeutet, dass Fahrzeuge je nach Standzeit nicht ad hoc geladen, sondern die Ladefenster an die Verfügbarkeit des Stromes vom Dach oder wenn Netzstrom besonders günstig ist, angepasst werden. 

Was ist aber drin für Unternehmen? Ladepunkte bedeuten mehr als nur nachhaltige Mobilität: Eine gut integrierte Ladeinfrastruktur reduziert Betriebskosten, verbessert die Energiebilanz und erfüllt Anforderungen aus Förderprogrammen und ESG-Richtlinien. Zudem stärkt es die Arbeitgeberattraktivität und signalisiert Zukunftsfähigkeit gegenüber Kundschaft und Investoren – Betriebe werden also zu aktiven Gestaltern der Verkehrswende. 

4. Grünstromlieferung: Versorgungssicherheit auch in energieintensiven Branchen 

Gerade in energieintensiven Branchen (z. B. in der Metall- oder Kunststoffverarbeitung, in der chemischen Industrie uvm.), in denen der Strombedarf nicht gänzlich durch die Erzeugung von Solarenergie gedeckt werden kann, ist eine Ergänzung durch Netzstrom unverzichtbar. Doch auch hier müssen Unternehmen nicht auf Nachhaltigkeit verzichten. In solchen Fällen sichert die Beschaffung von zertifiziertem, unterbrechungsfrei verfügbarem Ökostrom – etwa über Power Purchase Agreements (PPAs) oder dynamische Stromtarife – den kontinuierlichen Betrieb auf Basis erneuerbarer Energie. 

Für Unternehmen wird dies zunehmend zum strategischen Hebel: Nicht nur zur Absicherung der Versorgung und nachhaltigen Energiekostensenkung sondern auch im Kontext von ESG-Ratings, Berichterstattungspflichten und regulatorischer Taxonomie-Konformität. Grünstromlieferung ist damit kein Nice-to-have – sondern ein operativ wie reputativ entscheidendes Element der Energiewende im Unternehmen. 

Ausblick: Batteriespeicher als Schlüsseltechnologie im solaren Ökosystem

Laut dem aktuellen EMMES 9.0 Report der European Association for Storage of Energy (1) erreichte die installierte Speicherkapazität in Europa Ende 2024 rund 89 Gigawatt. Bis 2030 könnte sie auf 300 GWh Speicherkapazität anwachsen. Besonders dynamisch wachsen die Front-of-the-Meter-Speicherlösungen, die allein 2024 eine Volumensteigerung um 280 % verzeichneten. Damit rücken marktorientierte Speicherlösungen zunehmend ins Zentrum der Debatte um Netzstabilität, Versorgungssicherheit und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit. 

Auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) unterstreicht in seiner Fachpublikation „Batteriespeicher: Energie auf Abruf“ (2) den wachsenden Stellenwert von großen Gewerbespeichern für die Energiewende. Die Analyse zeigt: Batteriespeicher übernehmen heute Funktionen, die bislang thermischen Kraftwerken vorbehalten waren – etwa das Bereitstellen von Regelleistung, das Glätten von Erzeugungsspitzen oder die zeitliche Entkopplung von Stromerzeugung und -nutzung – also: jetzt produzieren, später nutzen. Besonders relevant ist dabei die Fähigkeit von Speichern, netzdienlich zu agieren: Sie entlasten das Stromnetz in kritischen Momenten, etwa indem sie überschüssige Energie aufnehmen oder bei Lastspitzen gezielt einspeisen. 

Batteriespeicher von ENVIRIA ist auf einem Parkplatz platziert.

Batteriespeicher: Tragende Säule der Energiewende in Gewerbe und Industrie 

Die Datenlage ist eindeutig: Speicher sind nicht länger bloß ergänzende Technologie, sondern essenzieller Baustein eines erneuerbaren Energiesystems – sowohl ökologisch als auch ökonomisch. Für Unternehmen ergibt sich daraus die Chance, durch intelligente Speicherintegration aktiv zur Flexibilisierung beizutragen – und dabei je nach Einsatz selbst von sinkenden Energiekosten, höherer Resilienz und regulatorischer Zukunftssicherheit zu profitieren. Mit Front-of-the-meter-Speichern besteht dann noch die Möglichkeit zur Teilnahme am Energiemarkt. Für den bereitgestellten Platz auf dem Betriebsgelände winken oftmals lukrative Mietzahlungen.

Das volle Potential von Solarstrom: Wie Unternehmen die Energiewende smart meistern

Moderne Anbieter und Solardienstleister entwickeln inzwischen skalierbare Lösungen, die Photovoltaik, Batteriespeicher, Energie-Management-System, Ladeinfrastruktur und Grünstromlieferung in ein modulares Ökosystem integrieren – ohne technische oder administrative Komplexität für Unternehmen und genau angepasst auf die Anforderungen und Möglichkeiten vor Ort. 

Ein besonders innovativer Ansatz stellen die von ENVIRIA unter der Marke PEAKHIVE angebotenen Energielösungen da: PEAKHIVE kombiniert zwei physisch getrennte Batteriespeicher – einen Behind-the-Meter-Speicher zur Eigenverbrauchsoptimierung und einen Front-of-the-Meter-Speicher zur Teilnahme am Strommarkt. Das übergeordnete Energie-Management-System steuert beide Einheiten intelligent entlang des Netzanschlusspunkts, verhindert Lastspitzen und ermöglicht netzdienliches Vorgehen, ohne regulatorische Risiken. Zusätzlich ist die Umsetzung von Ladeinfrastruktur und die Lieferung von Grünstrom aus zertifizierten Quellen möglich. Alle Teillösungen werden in eine ganzheitliche und intelligent gesteuerte Energiearchitektur integriert, um maximale Effizienz zu erzielen.

Fazit: 100 % Erneuerbare Energien mit einem solaren Ökosystem

Die Zukunft der Unternehmensenergieversorgung ist nicht nur Solar: Ganzheitlich gedacht geht es um eine Energiearchitektur, bestehend aus verschiedenen hocheffizienten Komponenten, die smart verknüpft zu Strom aus 100 % Erneuerbaren Energien führen. Wer heute in PV investiert, sollte also den nächsten Schritt gleich mitdenken und Partner anhand der entsprechenden Skalierungsmöglichkeiten wählen.  

Zielvorstellung sollte ein vernetztes solares Ökosystem sein, das Technologie, Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz miteinander verbindet. Für Unternehmen im Mittelstand und in der Industrie wird dies zunehmend zum Standard – und gleichzeitig auch zum Wettbewerbsvorteil, sind Firmen doch so wesentlich resilienter aufgestellt und profitieren zudem von einem höheren Autarkiegrad. 

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Jan Brendel

Content Manager Jan Brendel kreiert diverse Inhalte zu den Themen erneuerbare Energien, Solar und Photovoltaik bei ENVIRIA. Als Texter und Autor arbeitete er bereits in unterschiedlichen Branchen und erlangte über die Jahre ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse und Anforderungen von Unternehmen. Er erstellte unter anderem wissenschaftliche Ausarbeitungen im Bereich Industrie und produzierendes Gewerbe (Maschinen- und Anlagenbau, Logistik uvm.). Seine Leidenschaft für Musik ist mindestens genauso groß wie die für die Energiewende von Firmen.

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