Energiemarkt

100 Prozent Grünstrom mit effizienter Energiebeschaffung für Unternehmen

Jan Brendel

Content Manager

Veröffentlicht

Eine nachhaltige Stromversorgung zu attraktiven Preisen wird für Unternehmen immer wichtiger. Nicht zuletzt durch regulatorische Vorgaben, wie z.B. der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), sind viele Unternehmen zur Einhaltung von Umweltstandards verpflichtet. Gleichzeitig dürfen die Strompreise nicht die Wirtschaftlichkeit bedrohen. Eine Solaranlage ist oft der erste Schritt, um das ESG-Rating zu verbessern und sich unabhängiger vom Strommarkt zu machen. In Kombination mit einem Speicher lässt sich der erzeugte Strom auch dann nutzen, wenn die Sonne nicht scheint. Doch was ist, wenn die eigene Solaranlage mit Speicher nicht genügt, um eine 100-prozentige Eigenversorgung zu garantieren? Dann sind Unternehmen auch weiterhin auf eine externe Energiebeschaffung angewiesen.

Was Sie in diesem Artikel erwartet

In diesem Beitrag stellen wir Ihnen die gängigsten Beschaffungsmodelle für Unternehmen vor und erläutern die entsprechenden Vor- und Nachteile. Nach einer Einführung in das Festpreismodell, das Tranchen-Modell, den Energieeinkauf am Spotmarkt, Stromlieferverträge (PPA) und kombinierte Produkte, ziehen wir ein Fazit und verraten Ihnen wie Sie das meiste aus der Energiebeschaffung herausholen können.

Externer Stromeinkauf: Wie setzt sich der Preis für Unternehmen zusammen?

Damit es beim Blick auf die Stromrechnung kein böses Erwachen gibt, lohnt sich ein Blick auf die unterschiedlichen Komponenten des Strompreises. Den mit Abstand größten Anteil am Preis haben die Beschaffung und der Vertrieb. Hinzu kommen Netzentgelte sowie Steuern und weitere Abgaben. Während man an Letzteren nicht viel machen kann, bieten sich vor allem bei der Energiebeschaffung spannende Potenziale. Aus diesem Grund nehmen wir in diesem Artikel die unterschiedlichen Beschaffungsmodelle unter die Lupe und sagen Ihnen, was sie berücksichtigen sollten. Denn damit günstiger Grünstrom aus der Steckdose kommt, gibt es viel zu beachten.

Optionen des Energieeinkaufs für Unternehmen

Im Gegensatz zu Privathaushalten bieten sich Unternehmen vielfältige Möglichkeiten beim Stromeinkauf. Diese erläutern wir im Folgenden im Detail.

Option 1: Strom zum Festpreis

Der Festpreistarif ist das Standardmodell zur Energiebeschaffung vieler Unternehmen. Wie bei Privathaushalten lautet das Motto: “Fester Preis auf feste Zeit.” Abnehmer kaufen Strom für einen längeren Zeitraum zum aktuellen Preis des Beschaffungszeitpunkts. Damit hat das Unternehmen zwar seine Ruhe und gewinnt an Planungssicherheit, profitiert aber nicht von sinkenden Strompreisen. Die Stromverkäufer selbst preisen das Risiko steigender Strompreise außerdem schon mit ein. Unternehmen zahlen also bei Abschluss des Vertrags einen Zuschlag, der die Risiken des Stromhändlers deckt. Damit ist der Festpreis häufig die teuerste Option.

Option 2: Stromkauf in Tranchen

Das Tranchen-Modell verspricht etwas mehr Flexibilität. Unternehmen schließen hierbei einen Vertrag zum Stromeinkauf nicht zu einem bestimmten Stichtag ab. Stattdessen wird der Strom zeitlich gestaffelt zu variierenden Teilmengen (sprich: Tranchen) erworben. Dadurch reduziert ein Abnehmer das Risiko, den Strom zu einem ungünstigen Zeitpunkt zu kaufen. Das Beschaffungsrisiko wird gestreut, wodurch Unternehmen im Durchschnitt von günstigeren Marktpreisen profitieren.

Option 3: Der Spotmarkt

Am Spotmarkt wird Strom zum aktuellen Kurs, den Angebot und Nachfrage bestimmen, verkauft. Ist besonders viel Strom verfügbar – etwa wenn mittags die Sonne scheint und die PV-Anlagen auf Hochtouren laufen – ist der Preis niedrig. Umgekehrt kann der Preis steigen, wenn in der Nacht kein Solarstrom verfügbar ist. Dadurch können Unternehmen zwar von niedrigen Strompreisen profitieren, aber auch höhere Strompreise fallen stärker ins Gewicht. Um sich zum idealen Zeitpunkt einzudecken, ist allerdings ein hohes Maß an Expertise und eine genaue Beobachtung des Marktes vonnöten.

Option 4: Stromliefervereinbarungen (PPA)

Stromliefervereinbarungen, sogenannte Power-Purchase-Agreements (PPA), werden sofort mit dem Betreiber einer Solar- oder Windkraftanlage geschlossen. Der Abnehmer verpflichtet sich, den produzierten Strom zu einem vertraglich individuell vereinbarten Preis zu kaufen. Zwar sind die Strompreise meist vergleichsweise niedrig, die Volumina sind jedoch oft hoch, weshalb sich dieses Modell vor allem für Unternehmen mit einem hohen Stromverbrauch eignet. Starke Preisschwankungen können so umgangen werden. Jedenfalls dann, wenn die Sonne scheint oder der Wind weht.

Option 5: Kombinierte Produkte beim Stromeinkauf für Unternehmen

Außerdem besteht die Möglichkeit, die verschiedenen Varianten des Stromeinkaufs miteinander zu kombinieren. So könnte beispielsweise die Grundlast über Tranchen oder einen PPA abgedeckt werden, während man die schwer prognostizierbaren Lastspitzen am Spotmarkt zukauft. Das kann man sich wie ein gut diversifiziertes Anlagenportfolio vorstellen: Die stabilen, vorhersehbaren Renditen aus langfristigen Investitionen werden durch dynamische, kurzfristige Anlagen ergänzt, die flexibel auf Marktveränderungen reagieren können. Diese Strategie ermöglicht es, sowohl Stabilität als auch Flexibilität zu gewährleisten und auf unterschiedliche Marktbedingungen optimal zu reagieren.

Herkunftsnachweise und Ökostromzertifikate: Damit der gekaufte Strom auch wirklich grün ist.

Doch woher weiß ich, ob der eingekaufte Strom auch wirklich nachhaltig ist? Schließlich wird noch immer ein großer Teil des Stroms mit fossilen Energieträgern wie Kohle und Gas produziert. In der Folge sind auch die durchschnittlichen Emissionen der Stromerzeugung mit mehr als 381 Gramm pro Kilowattstunde im Jahr 2023 hoch. Um keinen schmutzigen Strom zu kaufen, gibt es Herkunftsnachweise (HKN) und Ökostromzertifikate.

HKN: Warum sind Herkunftsnachweise in der Energiebeschaffung wichtig?

HKN sind vor allem bei PPA relevant. Es handelt sich gewissermaßen um die Geburtsurkunde einer Grünstromeinheit. Diese bestätigt, dass eine Megawattstunde (MWh) Strom aus einer Erneuerbare-Energien-Anlage stammt und der Strom ins Netz eingespeist wurde. Ein HKN zeigt also, dass der gekaufte Strom tatsächlich aus erneuerbaren Quellen stammt.

Leider ist der Kauf von HKN nicht unumstritten. Beispielsweise werden HKN nur für Strom ohne EEG-Förderung ausgestellt und sind dadurch in Deutschland relativ selten. Deshalb kaufen viele Unternehmen HKN aus dem Ausland zu. Doch hier ist Vorsicht geboten. Stammt der Strom etwa aus einem Wasserkraftwerk in Norwegen, kann der Strom aus der Steckdose in Deutschland tatsächlich aus einem Kohle- oder Gaskraftwerk stammen. Unser Tipp: Unternehmen, die HKN beziehen, sollten deshalb unbedingt darauf achten, dass die HKN aus Deutschland stammen und im gleichen Zeitraum erzeugt werden, in dem der Strom verbraucht wird.

Ökostromzertifikate: Warum diese beim Stromeinkauf mehr Gewicht haben

Ein Ökostromlabel ist aussagekräftiger. Dabei handelt es sich um ein Qualitätssiegel, das verschiedene Informationen umfasst. Es garantiert, dass der Strom, den ein Elektrizitätsversorger an seine Endkunden liefert – je nach Label – entweder überwiegend oder vollständig aus erneuerbaren Energien stammt. Außerdem muss der Strom zusätzliche Kriterien erfüllen. Dazu kann etwa gehören, dass die Anlagen relativ neu sind, um den kontinuierlichen Ausbau erneuerbarer Energien zu gewährleisten. Oder es bestätigt den besonders umweltfreundlichen Betrieb der Anlage, beispielsweise durch die Nutzung von nachhaltig zertifizierter Biomasse. Zusammenfassend: Ein Ökostromlabel zeigt also, dass der Strom nicht nur aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, sondern auch eine positive Umweltwirkung hat.

Fazit: Bei der Energiebeschaffung nicht alles auf eine Karte setzen

Klar ist: Die PV-Anlage auf dem eigenen Firmendach ist der Grundpfeiler einer nachhaltigen Energieversorgung. Durch den gezielten Einsatz von Speichern können temporäre Engpässe überbrückt und erneuerbare Energien noch effizienter genutzt werden. Das reduziert die Abhängigkeit vom Strommarkt und verbessert zugleich das ESG-Rating.

Leider ist der so zur Verfügung gestellte Strom in vielen Fällen noch nicht ausreichend, weshalb viele Unternehmen bei der Energiebeschaffung weiterhin auf einen externen Stromeinkauf angewiesen sind. Aber auch hier gibt es Wege, um sich günstigen Grünstrom zu sichern. Bei einer effizienten Kombination aus Solaranlage, Stromspeicher und externer Beschaffung sind 100 Prozent erneuerbare Energien möglich. Ähnlich wie bei einem Anlagenportfolio können durch kombinierte Produkte aus Festpreis, Tranche, Spotmarkt und PPA Risiken minimiert und Erträge maximiert werden. Herkunftsnachweise und Ökostromzertifikate stellen sicher, dass der Strom aus der Steckdose auch wirklich aus nachhaltigen Quellen stammt.

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Content Manager

Jan Brendel

Content Manager Jan Brendel kreiert diverse Inhalte zu den Themen erneuerbare Energien, Solar und Photovoltaik bei ENVIRIA. Als Texter und Autor arbeitete er bereits in unterschiedlichen Branchen und erlangte über die Jahre ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse und Anforderungen von Unternehmen. Er erstellte unter anderem wissenschaftliche Ausarbeitungen im Bereich Industrie und produzierendes Gewerbe (Maschinen- und Anlagenbau, Logistik uvm.). Seine Leidenschaft für Musik ist mindestens genauso groß wie die für die Energiewende von Firmen.

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