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Netzanschluss für Unternehmen: Neue Anlagen ans Netz zu bringen, darf kein Papierchaos sein

Foto von Matthias Lingg, Head of Engineering bei ENVIRIA

Matthias Lingg

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Die Wahl der Solaranlage, ihre Finanzierung, die Beachtung aller relevanten Vorschriften, die Koordinierung der Lieferanten: An der Errichtung einer Solaranlage ist eigentlich nichts trivial. Einer der schwierigsten Aspekte daran, eine neue Solaranlage ans Stromnetz anzuschließen, ist jedoch…nun ja, der Netzanschluss eben. Das liegt unter anderem daran, dass es in Deutschland fast 900 verschiedene Netzbetreiber gibt, die für so ein Verfahren jeweils eigene bürokratische Prozesse entwickelt haben.

Dabei ist der Netzanschluss neuer Anlagen genau das, was Deutschland jetzt von Solar-Unternehmen erwartet – und zwar in möglichst großer Geschwindigkeit. Und zurecht: Denn wenn wir die Energiewende vorantreiben und die europäischen Klimaziele erreichen wollen, führt kein Weg an einem dezentralen Energiesystem aus vielen kleinen EE-Anlagen vorbei. In den letzten sieben Jahren hat ENVIRIA über 100 solcher Projekte realisiert, die meisten davon inklusive Anschluss der neuen Anlage ans lokale Netz. Daher wissen wir, dass jedes neue Projekt auch einen neuen Antragsprozess mit sich bringt: neue Anforderungen müssen erfüllt, neue Formate erlernt, neue Hürden genommen werden.

Herausforderung für Solaranbieter & Netzbetreiber

Diese Herausforderungen stellen sich natürlich nicht nur für Solaranbieter wie ENVIRIA, sondern auch für die Netzbetreiber selbst. Das gilt für die größeren Betreiber, die über standardisierte Prozesse und Personal verfügen, das speziell für solche Abläufe geschult ist. Und es gilt erst recht für die vielen kleinen Anlagenbetreiber ohne spezialisierte Abteilungen und mit wenig Erfahrung in solche Dingen. Für alle diese Unternehmen stellt die Integration der vielen neuen Kleinkraftwerke, die jedes Jahr ans Netz gehen, das gleiche Problem dar: Sie müssen jedem neuen Unternehmen, das an ihre Tür klopft und ein Kraftwerk an ihr Netz anschließen möchte, ihren Prozess von Neuem beibringen.

All dies ist besonders frustrierend und unnötig, wenn man bedenkt, dass die meisten Netzbetreiber genau die gleichen Informationen von den Entwicklern benötigen wie alle ihre Kollegen auch: Sie brauchen die Adresse, die Schaltpläne, die Anzahl und Typen der Module und Wechselrichter usw. Leider brauchen sie diese nicht nur in einem anderen Format als der Netzbetreiber ein paar Kilometer weiter. Sie benötigen die gleichen Informationen auch gleich mehrfach, ohne ersichtlichen Grund immer wieder in verschiedene Formulare getippt.

Die Lösung

Die Lösung ist genauso offensichtlich wie schwer durchsetzbar: Wir müssen die entsprechenden Prozesse unternehmensübergreifend standardisieren. Wenn es nur einen einzigen, einfachen Prozess mit standardisierten Formularen gäbe, könnten sowohl die EPCs als auch die Netzbetreiber eine Menge Zeit und Geld sparen. Und was noch wichtiger ist: Wir könnten Kraftwerke viel schneller ans Netz bringen, Energiesicherheit gewährleisten und CO2-Emissionen früher und stärker reduzieren.

Einige der größeren Unternehmen arbeiten bereits an eigenen Lösungen. Doch während dies zwar einerseits lobenswert ist, besteht gerade hier ja auch das Problem: Wir brauchen nicht noch mehr Einzellösungen, auch wenn diese noch so smart und intuitiv sind. Stattdessen müssen wir die Prozesse von 887 mehr oder weniger unabhängigen Netzbetreibern umgestalten, indem wir einen Standardprozess einführen, mit dem alle diese Unternehmen leben können.

Einige Start-Ups haben sich bereits der Sache angenommen. Aktuelle Angebote können jedoch weder den gesamten Prozessablauf abbilden, noch sind auch nur annähernd alle Netzbetreiber in die neuen Lösungen integriert. Um ein Thema dieses Ausmaßes anzugehen, sind die meisten Start-Ups schlichtweg zu klein.

Lösungsansätze der Branche

Eine Institution, die dagegen alle Voraussetzungen auf sich vereint, um das Problem zu lösen, ist der VDE. Bislang sind seine Versuche, den Weg in eine unbürokratische Zukunft zu weisen, jedoch gescheitert. Ein typisches Beispiel: Die in den VDE-Richtlinien VDE-AR-N 4105:2018 und VDE-AR-N 4110:2018 enthaltenen Musterformulare sind immer noch viel zu kompliziert. Hier wurde die Effizienz zu Gunsten der Sicherheit geopfert. Wo ein kurzer und schlanker Prozess benötigt wird, hat der VDE auf Komplexität und Redundanz gesetzt. So wird zum Beispiel immer noch die gleiche Adresse auf mehreren Formularen gefordert.

Die Zukunft hält große Herausforderungen für alle Akteure im Energiesektor (nicht nur Netzbetreiber) bereit. Unnötige Bürokratie, die den Fortschritt bremst, muss nicht dazu gehören. Der VDE – dessen Einfluss auf solche Dinge allzu oft unterschätzt wird – kann hier die entscheidende Kraft sein. Möge er der Aufgabe gewachsen sein!

Solarpanels spiegeln blauen Himmel.

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