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Mit Repowering die Leistung der PV-Anlage erhöhen
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Matthias Lingg
Head of Engineering
Veröffentlicht
Immer mehr Unternehmen und private Haushalte setzen auf Photovoltaik auf den eigenen Dächern. Im Jahr 2023 wurden über eine Million neuer Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 14,6 Gigawatt Peak verbaut. 69 Prozent der installierten PV-Leistung kommt dabei von Deutschlands Dächern. Das liegt auch daran, dass sich die verbauten Module ständig weiterentwickeln und immer mehr Leistung auf der gleichen Fläche erbringen. Hohe Eigenverbrauchswerte sparen Kosten und tragen gleichzeitig zu den Klimazielen des Unternehmens bei.
Doch was ist, wenn die verfügbare Dachfläche langsam knapp wird, die Solaranlage in die Tage kommt oder das Unternehmen von den Fortschritten in der Solartechnik profitieren will? Das Solar Repowering leistet Abhilfe! Dabei werden die alten Photovoltaik-Module ganz einfach durch die neueste Solartechnik ersetzt. Das alles mit geringerem Aufwand und in kürzerer Zeit als beim Neubau.
Was Sie in diesem Artikel erwartet
In diesem Beitrag stellen wir Repowering von PV-Dachanlagen vor und Sie erfahren mehr über die Vorteile des Modulaustauschs für Ihr Unternehmen. Neben der Vergütung und Umsetzung Ihrer modernisierten Anlage gehen wir auch auf einige regulatorische Änderungen ein. Denn das im April vom Bundestag verabschiedete Solarpaket 1 macht das Repowering von PV-Dachanlagen so attraktiv wie nie zuvor. Und auch um Ihre alten Module müssen Sie sich keine Sorgen machen. Wir sagen Ihnen, was Sie zum Recycling wissen müssen.
Aus Alt mach Neu: Das Comeback Ihrer Solaranlage mit Repowering
Doch was ist das eigentlich? Repowering? Auf Deutsch bedeutet das nichts anderes als “Kraftwerkserneuerung” und ist vor allem aus der Windkraft bekannt. Es beschreibt den Austausch älterer (Windkraft-)Anlagen oder Solarmodule durch neuere und effizientere Teile. Nach dem gleichen Prinzip werden beim Solar-Repowering alte Solarmodule durch leistungsstärkere, effizientere und rentablere Module ausgetauscht. Die vorherigen Module werden abgenommen und neue werden installiert.
Bisher war dies aber nur eingeschränkt möglich, denn Betreiber konnten die zusätzlich erbrachte Leistung nicht über die EEG-Förderung vergüten lassen. Das im April 2024 verabschiedete Solarpaket 1 hat das nun geändert: Solarmodule können fortan unabhängig von ihrem Zustand ausgetauscht werden und Betreiber profitieren weiterhin von der EEG-Vergütung.
Solarpaket 1 macht Solar Repowering so attraktiv wie nie zuvor
Vor der Verabschiedung des Solarpakets im Frühjahr 2024 hat sich das Repowering bei Photovoltaik-Dachanlagen in vielen Fällen nicht gelohnt. Denn nur beschädigte, fehlerhafte oder gestohlene Module konnten einfach so ersetzt werden. Sonst drohte Solarbetreibern der Verlust der Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).
Mit dem Solarpaket 1 können Anlagenbetreiber den EEG-Vergütungsanspruch der alten Module jetzt auch mit neuen Modulen in Anspruch zu nehmen. Die zusätzliche Leistung, die durch die modernisierten Solarmodule erbracht wird, wird mit der zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme geltenden EEG-Förderung vergütet. Die erbrachte Mehrleistung wird dabei als Neuanlage betrachtet und erhält den Vergütungsanspruch für 20 Kalenderjahre.
Ganz besonders profitieren Firmen, die ihren Eigenstromverbrauch bisher nur anteilig decken. Denn je höher der Anteil, der durch den eigens produzierten Strom gedeckt wird, desto stärker die Kosteneinsparungen.
Kostengünstig, zeitsparend und effizient: So profitiert Ihr Unternehmen von Repowering
Solarmodule werden immer billiger und leistungsstärker. Während der Modulpreis 2016 noch bei 50 Cent pro Wattpeak lag, kosten Solarmodule 2024 nur noch rund 13 Cent pro Wattpeak. Das entspricht einer Preisreduktion von ungefähr 75 Prozent in gerade einmal acht Jahren. Ein Trend, der wohl auch in Zukunft anhalten wird, befeuert durch technologische Fortschritte und hohe Produktionskapazitäten in Übersee.
Unter Optimalbedingungen können Module heutzutage 210 Watt pro Quadratmeter erzeugen. Auf einer Unternehmens-Dachfläche von 1.000 Quadratmetern lassen sich demnach bis zu 210 Kilowattpeak Gesamtleistung beherbergen. Noch vor 10 Jahren waren auf der gleichen Fläche gerade mal 170 Kilowattpeak möglich. Eine Steigerung von satten 23,5 Prozent!
Das müssen Sie beim Repowering beachten
Durch Repowering kann zusätzliches Potenzial meist deutlich schneller realisiert werden als beim Bau einer neuen Anlage. Wie viel schneller, hängt vom Alter der Bestandsanlage und den Reserven der Elektrik ab. Denn die Technik, wie z.B. die Wechselrichter und Kabel, müssen die Mehrleistung auch abbilden können. Ist das nicht möglich, muss man nachrüsten und modernisieren. Außerdem muss mittels einer Netzanfrage sichergestellt werden, dass die bestehende Netzinfrastruktur die zusätzliche Leistung auch verträgt. In jedem Fall vermeiden Unternehmen aber zusätzliche Statikprüfungen oder Tiefbaumaßen. Das spart bares Geld.
Alte Solarmodule sind keine Umweltbürde
Und was passiert anschließend mit den alten Modulen? Die Bestandteile Ihrer alten Solarmodule sind fast vollständig recyclebar. Per EU-Richtlinie sind Hersteller der PV-Module sogar für das Recycling verantwortlich. Als Unternehmen kostet Sie die Wiederverwertung der Solaranlage also nichts. Hierfür kommen ebenfalls die Hersteller auf.
Eine private Initiative ermöglicht nun sogar die Spende alter Solarmodule an die Ukraine. Und auch die energetische Amortisation der Module gibt keinen Grund zur Sorge. Denn laut Fraunhofer ISE beträgt die Zeit, bis die bei der Produktion verbrauchte Energie wieder generiert wurde (“Energy Payback Time”), gerade einmal ein halbes bis eineinhalb Jahre.
Wie viel kostet Repowering und wie lange dauert es?
Das Repowering kostet Ihr Unternehmen weitaus weniger Geld und Zeit als der Neubau einer Anlage. Der Modulaustausch selbst benötigt dabei nur wenige Tage und ist zudem weitaus kostengünstiger als der Neubau einer Anlage. Gegebenenfalls müssen zusätzlich die verbauten Wechselrichter und Kabel ausgetauscht werden, um die Mehrleistung zu tragen. Da die Dach-Infrastruktur für die Solaranlage bereits gegeben ist, fallen keine zusätzlichen Sanierungs- oder Tiefbaumaßnahmen an. Je nach Alter der Anlage und erbrachter Mehrleistung, kann auch die notwendige Netzanfrage kürzer ausfallen. Seitens der Projektierer mindert sich beim Solar Repowering in jedem Fall der Planungsaufwand.
Hinzu kommt, dass Dachsanierungen effizienter geplant werden können. Diese müssen nicht zwangsläufig mit der Erstinstallation der PV-Anlage zusammenfallen, sondern können auch zu einem späteren Zeitpunkt – etwa beim Repowering – in Angriff genommen werden. Dadurch fällt die initiale Investition in einigen Fällen niedriger aus, was die Attraktivität einer PV-Anlage für viele Unternehmen steigert.
Fazit: Mit Repowering holen Sie mehr Leistung aus Ihrer Dachfläche raus
Die eigenen Klimaziele zu erreichen, ist einfacher denn je. Eine moderne und leistungsstarke Solaranlage in Kombination mit einem effizienten Stromspeicher kann Ihre Firma zuverlässig mit Grünstrom versorgen. Repowering ermöglicht es Ihnen, durch die Installation leistungsstärkerer Solarmodule auf der gleichen Dachfläche mehr Strom zu produzieren. Dadurch können Sie im Handumdrehen noch mehr Kosten sparen bzw. zusätzliche Einnahmen generieren. Die neue gesetzliche Grundlage sichert Sie ab und ermöglicht es Ihnen, vom ständigen Technologiefortschritt und Modulpreisen auf Rekordniveau zu profitieren.
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Quellen
https://www.ise.fraunhofer.de/de/veroeffentlichungen/studien/aktuelle-fakten-zur-photovoltaik-in-deutschland.html (Stand: 04.07.2024)
https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Artikel/Energie/solarpaket-1.html (Stand: 04.07.2024)
https://www.pv-magazine.de/2023/06/16/gebrauchte-photovoltaik-module-fuer-die-ukraine-bne-unterstuetzt-initiative-repowering-module/ (Stand: 04.07.2024)
https://www.pvxchange.com/Market-Analysis-February-2016-Market-conditions-still-difficult-new-clouds-gather-on-the-PV-horizon (Stand: 05.07.2024)
https://www.gesetze-im-internet.de/elektrog_2015/ (Stand: 05.07.2024)
https://www.pvxchange.com/Market-Analysis-May-2024-Falling-TOPCon-module-prices-put-pressure-on-PERC (Stand: 05.07.2024)
https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2024/20240105_EEGZubau.html (Stand: 05.07.2024)
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Head of Engineering
Matthias Lingg
Matthias Lingg ist als Head of Engineering bei ENVIRIA für die Netzanschlussprozesse sowie alle damit verbundenen Abläufe verantwortlich. Mit seiner umfassenden Expertise in der elektrotechnischen Planung, der Anmeldung beim Netzbetreiber und der Anlagenzertifizierung stellt er sicher, dass jedes Projekt erfolgreich umgesetzt wird. Seine langjährige Erfahrung setzt er gezielt ein, um die Energiewende voranzutreiben und die Effizienz der Netzanschlussverfahren zu steigern. Privat engagiert sich Matthias in DIY-Projekten und arbeitet derzeit am Umbau seines Hofs in Brandenburg. Er verbringt gerne Zeit mit seiner Familie und seinen Kindern und findet Ausgleich beim Motorradfahren.