ESG

Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz – Was KMU im Jahr 2024 beachten müssen

Jan Brendel

Content Manager

Veröffentlicht

Mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LKSG)1 hat die Bundesregierung einen wichtigen Schritt in Richtung nachhaltiges Wirtschaften beschlossen. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), die z. B. Zulieferer oder Teil umfangreicher Wertschöpfungsketten sind, stehen nun vor der Herausforderung, sich mit den neuen Regelungen auseinanderzusetzen. Druck machen bei kleineren und mittelständischen Unternehmen oftmals große Betriebe, die gesetzlich verpflichtet sind, saubere Lieferketten sicherzustellen. 

In diesem Artikel nehmen wir Sie an die Hand und erklären, was es mit dem Lieferkettengesetz auf sich hat, warum es für Ihr Unternehmen von Bedeutung ist und welche Schritte Sie nun aktiv gehen können, um Ihre Pflichten zu erfüllen. Denn so komplex und abschreckend die Wortkombination ist, so einfach kann der Weg für Ihr Unternehmen in Bezug auf das LKSG sein.

 

Was Sie in diesem Artikel erwartet 

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz nimmt deutsche Unternehmen mit mindestens 1.000 Beschäftigten seit dem 01. Januar 2024 in die Verantwortung. Warum? Hohe Standards im Bereich Nachhaltigkeit, Soziales und Unternehmensführung (auch ESG – Environment, Social, Governance) werden immer relevanter – ob in der Bevölkerung oder in der Politik. Deswegen wird die Einhaltung von Menschenrechten2 (z. B. bezüglich Zwangs- oder Kinderarbeit und unfairen Löhnen) und der Schutz der Umwelt in globalen Lieferketten übergreifend gefordert. Rein rechtlich bedeutet das für Betriebe vor allem Anpassungen und Aktualisierungen in der Compliance, dem Einkauf und der Vertragsgestaltung, aber auch allgemeine Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein zu treffen.

Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz 2024: Was besagt das LKSG?

Das Lieferkettengesetz verpflichtet Unternehmen mit Sitz in Deutschland dazu, entlang ihrer Lieferketten menschenrechtliche, soziale und ökologische Standards einzuhalten. Es soll im Idealfall sicherstellen, dass auch im Ausland produzierte Güter unter Bedingungen hergestellt werden, die den heimischen Standards entsprechen. Insbesondere für größere Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitern bedeutet das LKSG seit 2024 eine verstärkte Transparenz und Verantwortung entlang der gesamten Wertschöpfungskette – mit notwendigen jährlichen Berichten. 

Wenn KMU als Zulieferer an solchen Lieferketten beteiligt sind, müssen entsprechende Nachweise ebenfalls erbracht werden, um Geschäftspartnerschaften nicht zu gefährden. Nachhaltige Entscheidungen und Vorgehensweisen werden demnach relevanter, obwohl die offizielle rechtliche Verpflichtung noch nicht greift. Das gilt für die eigenen Geschäftspraktiken, das Handeln etwaiger Vertragspartner sowie weiterer (mittelbarer) Zulieferer. Ohne Fachkenntnisse und verfügbare interne Ressourcen ist das LKSG eine große Herausforderung, die allerdings nicht aufgeschoben werden darf. Es geht schließlich darum, weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. 

Auswirkungen des LKSG auf KMU: Direkt und indirekt betroffen?

Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitenden sind direkt betroffen, wenn sie Produkte aus dem Ausland beziehen oder selbst im internationalen Markt tätig sind. Das Gesetz erstreckt sich über sämtliche Branchen und setzt einen klaren Fokus auf nachhaltiges Handeln in globalen Lieferketten. Darunter fallen indirekt auch KMU unter 1.000 Mitarbeitenden, wenn sie mit größeren Partnerunternehmen zusammenarbeiten, die gesetzlich verpflichtet sind, Nachweise erbringen zu müssen.

Lieferkettengesetz: Welche Maßnahmen setzen Unternehmen um?

Damit Unternehmen den Anforderungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes gerecht werden, sollten Betriebe Risikofaktoren in Lieferketten erschließen, bewerten und die Vermeidung dieser ganz oben auf der Agenda platzieren. Dabei orientieren sich Betriebe mit globalen Lieferketten an Maßnahmen wie KYS (Know Your Supplier), die aus dem Compliance-Bereich für Industrie und Export-Unternehmen stammen.

Know Your Supplier (KYS): So geht’s

KYS ist ein umfassender Prozess, bei dem die gesamte Lieferkette bestmöglich durchleuchtet wird, um Schwachstellen aufzudecken. Die bei KYS enthaltenen Werkzeuge lassen sich nutzen, um die Integrität von Lieferanten sicherzustellen oder die eigene Zuverlässigkeit zu belegen. Natürlich sind diese Prozesse mit hohen internen Ressourcen verbunden, die für kleinere Unternehmen kaum umsetzbar sind. Für den Start empfiehlt es sich für kleinere und mittelständische Unternehmen erst einmal eigene Standards zu definieren und diese konsequent und langfristig mit den verfügbaren Kapazitäten zu verfolgen. Unternehmen orientieren sich häufig an den folgenden Punkten: 

  1. Transparenz schaffen: Eine umfassende und genaue Analyse der eigenen Lieferkette ermöglicht es, potenzielle Risiken und Verstöße frühzeitig zu erkennen. 

  2. Grundsätze festlegen: Mit der Definition der eigenen Grundsätze und Vorgehensweise sind die Unternehmensstandards klar ersichtlich. 

  3. Risikomanagement implementieren: Um mögliche Menschenrechtsverletzungen und Umweltschädigungen festzustellen, zu vermeiden und einzudämmen, ist es wichtig, klare Vorgaben zu definieren und mögliche Schwachstellen zu ermitteln, einzuschätzen und schließlich zu priorisieren, wie diese gehandhabt werden.  

  4. Beschwerdeverfahren einrichten: Bei kritischen Vorfällen müssen involvierte Parteien wissen, über welche Kanäle Beschwerden eingereicht werden. Es ist ratsam, sich an einen transparenten Prozess zu halten und alle Beteiligten in die Handhabung einzubeziehen und zu schulen.  

  5. Regelmäßige Berichterstattung: Eine sorgfältige Dokumentation aller Maßnahmen sowie regelmäßige Berichterstattung sind entscheidend, um die Einhaltung der Standards nachzuweisen. Diese müssen dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) anhand eines strukturierten Fragebogens bis spätestens vier Monate nach Beendigung des Geschäftsjahres eingereicht werden.3 

  6. Nachweise einholen: Bei Vertragsschluss besteht eine rechtliche Grundlage, Zertifikate über Geschäftspraktiken zu verlangen. Nachgelagert gibt es keine direkte Grundlage, um diese einzufordern. Deswegen spielt bei Geschäftspartnerschaften die zeitliche Komponente eine entscheidende Rolle für die Absicherung hinsichtlich sauberer Lieferketten. 

  7. Zusammenarbeit stärken: Der kontinuierliche Austausch mit Lieferanten, Partnern und Interessenvertretern trägt dazu bei, gemeinsam nachhaltige Lösungen zu entwickeln.

Nachhaltige Entscheidungen als Schlüssel zur Lieferkettensorgfalt

Ob Sie nun als Zulieferer Teil einer globalen Lieferkette sind oder selbst sicherstellen müssen, dass Sie Ihre Ressourcen LKSG-konform beschaffen: Neben dem Blick in die Vergangenheit ist auch der Blick in die Zukunft ausschlaggebend, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. Das beginnt insbesondere in den eigenen vier Wänden bzw. mit der eigenen Liegenschaft, denn dort können Sie Entscheidungen mit Gewicht treffen, die auf lange Sicht Einfluss haben und sie im Idealfall in Sachen Compliance absichern. 

Kommen Ihnen folgende Fragen bekannt vor: Was kann ich tun, um meine direkten Auswirkungen auf die Umwelt zu verbessern? Woher kommt die Energie, die tagtäglich genutzt wird? Wie gelangen meine Mitarbeitenden zur Arbeit? Muss ich nicht Energie sparen, um meine generelle Bilanz zu verbessern? Haben Sie vielleicht sogar einen Fuhrpark, der entsprechend ressourcenintensiv ist? 

Die Antwort auf diese Fragen ist vielleicht nicht unbedingt in einem Satz abgehandelt. Aber es gibt mittlerweile vielerlei Maßnahmen, die in Kooperation mit anderen Unternehmen und Experten umgesetzt werden können, ohne dass intern große finanzielle oder personelle Ressourcen aufgewendet werden müssen. Ein Wechsel zu Solarstrom mit Photovoltaik funktioniert beispielsweise für jegliche Anforderungen. Das Investitionsrisiko kann durch eine Partnerschaft komplett minimiert werden, z. B. mit einem Mietmodell. Viele Unternehmen gehen die Energiewende aber nicht nur aufgrund von regulatorischem Druck oder Anforderungen von Geschäftspartnerschaften, sondern auch, weil ein Wechsel zu Grünstrom neben dem Einsparen von Emissionen auch weitere Vorteile bereithält.

Energiewende setzt Maßstäbe auf vielen Ebenen

Kommen wir zurück auf die zuvor gestellten Fragen, lässt sich die Antwort wie folgt zusammenfassen: Mit Strom vom eigenen Dach verbessern Sie Ihre Umweltbilanz und müssen keine Energie sparen, um nachhaltiger zu werden. Auch wenn laut einer PwC Studie 76 % der mittelständischen Unternehmen Energiesparen als wichtigstes Ziel einer nachhaltigen Ausrichtung sehen4, kann man sich diesen mühsamen Umweg über die Einsparpotentiale wortwörtlich “sparen”.  

Denn sind Unternehmen erst einmal in die Energiewende gestartet, lassen sich nahtlos ergänzende Lösungen für noch mehr Benefits integrieren: Mit einer zusätzlichen Ladeinfrastruktur können Betriebe Mitarbeitende nicht nur animieren, klimaneutral zur Arbeit und nach Hause zu gelangen, sondern auch Fuhrparks emissionsfrei auftanken. Denken man die Infrastruktur zu Ende, landet man bei einem zusätzlichen Stromspeicher, der smart eingesetzt noch mehr Kosteneffizienz, z. B. bei der Einlagerung von günstig eingekauftem Strom, bereithält.

Was bedeuten nachhaltige Entscheidungen im Sinne des LKSG für KMU?

Das Lieferantenkettensorgfaltspflichtengesetz liefert wichtige Impulse, um Unternehmen voranzubringen. Wenn Betriebe auf erneuerbare Energien bauen, senken Sie nicht nur langfristig ihre Energiekosten und werden unabhängiger, sondern stärken auch ihre Position als umweltschonendes Unternehmen. Das wiederum stiftet Vertrauen bei Kundschaft, Geschäftspartnern, Investoren und auch jetzigen und zukünftigen Mitarbeitenden.  

Sichtbare Zeichen, die einen wahren Effekt bezüglich der Nachhaltigkeitsbestrebungen haben, setzen einen hohen Maßstab für alle Geschäftspraktiken und bedienen darüber hinaus das Lieferkettengesetz: Ob KMU nun als Zulieferer Teil einer globalen Lieferkette sind oder mit über 1.000 Mitarbeitenden entlang ihrer eigenen Wertschöpfungskette Standards offiziell gewährleisten müssen. Bei schnell wachsenden KMU zahlen sich solche Maßnahmen außerdem vorbereitend aus.

Fazit: LKSG ist keine Einbahnstraße für KMU

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ist gleichzeitig eine Herausforderung und eine Chance für KMU, sich als nachhaltige und verantwortungsbewusste Akteure zu positionieren. Die Maßnahmen sind in der Umsetzung nicht einfach, haben aber viele positive Nebeneffekte, die für die Zukunft wappnen und wettbewerbsfähiger machen. 

Tiefgreifende Entscheidungen in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein zu treffen, wie beispielsweise die Integration von Photovoltaik, ist sowohl eine ökologische als auch eine wirtschaftliche Möglichkeit, den Anforderungen gerecht zu werden. Durch Transparenz, enge Zusammenarbeit und Austausch sowie konforme Berichterstattung können KMU nicht nur die Einhaltung des LKSG sicherstellen, sondern auch die Unternehmenswahrnehmung aus verschiedenen Blickwinkeln stärken.

Exkurs: LKSG Bei ENVIRIA

Als Solardienstleister mit internationaler Wertschöpfungskette stehen wir selbst in der Pflicht, unsere Lieferketten zu prüfen und die Ergebnisse transparent offenzulegen. Dies erfolgt durch einen engen, stetigen Austausch mit unseren Partnerunternehmen und der Einholung und Prüfung von Nachweisen. Auf Basis unserer ESG Policy sowie unseres Code of Conduct kommunizieren wir unsere Unternehmensgrundsätze aktiv und erwarten von unseren Lieferanten, dass diese die Einhaltung mit offiziellen Zertifikaten belegen. Etwaige Verstöße und Risiken handhaben wir mit Beschwerdeverfahren, um zu sicherzustellen, dass alle wichtigen Informationen zu uns durchdringen. Durch die genaue Prüfung der Informationen können wir weitergehende Maßnahmen ableiten und reagieren.

Sie sind vom Lieferkettengesetz betroffen und möchten durch eine Energiewende mit Photovoltaik nachhaltiger werden? ENVIRIA hilft Ihnen gern.

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Content Manager

Jan Brendel

Content Manager Jan Brendel kreiert diverse Inhalte zu den Themen erneuerbare Energien, Solar und Photovoltaik bei ENVIRIA. Als Texter und Autor arbeitete er bereits in unterschiedlichen Branchen und erlangte über die Jahre ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse und Anforderungen von Unternehmen. Er erstellte unter anderem wissenschaftliche Ausarbeitungen im Bereich Industrie und produzierendes Gewerbe (Maschinen- und Anlagenbau, Logistik uvm.). Seine Leidenschaft für Musik ist mindestens genauso groß wie die für die Energiewende von Firmen.

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