PV Guide

12 Photovoltaik-Mythen erklärt: Was stimmt wirklich?

Jan Brendel

Content Manager

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Neben Windenergie ist Photovoltaik eine der vielversprechendsten und praktikabelsten Formen der erneuerbaren Energien. Deswegen hat über die letzten Jahre die Stromgewinnung aus PV-Anlagen bei Privathaushalten und Unternehmen stetig zugenommen. Auch die Politik hat Photovoltaik fest in den Klimazielen verankert und setzt in der Energiewende auf Solarenergie: Allein in 2023 ist der Anteil der erneuerbaren Energien im allgemeinen Stromverbrauch laut Bundesnetzagentur erstmals auf 55 % angestiegen1 – Solarenergie verzeichnet ein Rekord-Wachstum von rund 85 % im Vergleich zu 20222 

Große Unternehmensdächer sind die Hoffnungsträger der Energiewende, bergen sie doch essentielles und bisher oft noch ungenutztes Potential für die grüne Energiegewinnung. Sonnenkraftwerke auf Firmendächern sind dennoch eine Seltenheit in Deutschland, und das obwohl sie viele Benefits für Unternehmen mit sich bringen. Gründe für die Skepsis? Zum einen die breite Berichterstattung und zum anderen viele vorherrschende Photovoltaik-Mythen. 

 

Was Sie in diesem Artikel erwartet 

Es kursieren viele Photovoltaik-Mythen und Falschannahmen, die abschreckend wirken und das komplexe Thema Solarenergie negativ aufladen. Dabei bietet Photovoltaik gerade Unternehmen und Firmen mit hohem Stromverbrauch vor Ort viele Vorteile – betrachtet man beispielsweise allein die stabilen Energiekosten.  

Durch die ständige Präsenz der Thematik in den Medien und aufgrund der hohen Quellenverfügbarkeit im Internet ist es als Laie schwierig, sich einen Überblick über die verschiedenen Photovoltaik-Vor- und Nachteile zu verschaffen. In diesem Artikel möchten wir Ihnen die gängigen Mythen aus Expertensicht erklären und genau unter die Lupe nehmen, was sich wirklich dahinter verbirgt.

PV-Mythen aufgedeckt: Was steckt hinter den verbreiteten Annahmen?

1. Mythos: Photovoltaik ist teuer 

Der Mythos, dass Photovoltaik teuer ist, hält sich hartnäckig. Die Realität sieht jedoch anders aus. Die Preise für PV-Systeme sind in den letzten Jahren erheblich gesunken und zum aktuellen Zeitpunkt sind Solar-Module so günstig wie nie zuvor.3 Zudem gibt es verschiedene Optionen, die den Einstieg in die Solarenergie für Unternehmen erheblich erleichtern: 

  • Förderprogramme: Es bietet sich an, regionale Beratungsstellen zu konsultieren und sich nach den Fördermöglichkeiten in Ihrer Umgebung zu erkundigen. Alternativ sind diverse Online-Plattformen und Portale (staatliche Websites wie die des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, kurz: BAFA, Energieportale oder Branchenverbände) eine gute Informationsquelle.  

  • Finanzierungsoptionen: Neben der Aufnahme eines Kredits bei Ihrer Hausbank gibt es externe PV-Dienstleister, die Sie an spezialisierte Banken vermitteln oder aber die Finanzierung komplett für Sie übernehmen.  

  • Unterschiedliche Modell-Optionen bei externen Partnern: Neben dem typischen Kauf und Betrieb einer eigenen Anlage können Sie eine PV-Anlage mieten oder Ihr Dach an einen externen Dienstleister zur Belegung mit Solarmodulen verpachten.

2. Mythos Statik: Dächer können die zusätzliche Last der Photovoltaik-Anlage nicht tragen 

Moderne PV-Systeme sind wesentlich leichter als noch vor einigen Jahren und einfacher zu installieren als je zuvor. Die meisten Dächer tragen die zusätzliche Last vollkommen problemlos. Eine Überprüfung des Zustandes Ihres Daches sowie die Erstellung eines professionellen Statik-Gutachtens vor der Installation ist aber allein aus Sicherheitsgründen sehr zu empfehlen. Werden entsprechende Risiken von einem Gutachter entdeckt, können ungeeignete Dächer unter bestimmten Voraussetzungen durch zusätzliche Stabilisierung oder aber eine Dachsanierung aufgewertet und abgesichert werden. 

3. Mythos: PV-Anlagen produzieren nur bei strahlendem Sonnenschein Strom

PV-Module erzeugen auch bei diffusen Lichtverhältnissen oder an bewölkten Tagen Strom: Die Technologie hat sich so entwickelt, dass sie auch bei weniger idealen Wetterbedingungen effizient arbeitet. Wenn Sie über die Nutzung von Photovoltaik nachdenken, sollten Sie durch Experten berechnen lassen, wie viel Energie Sie an Ihrem Standort produzieren können. Diese beziehen nicht nur die Wetterdaten (z. B. die vorherrschenden Sonnentage in Ihrer Region), sondern auch die Gegebenheiten Ihres Daches und wie dicht dieses belegt werden kann, mit ein.  

Außerdem können Sie durch die Verwendung eines Stromspeichers Energie für weniger sonnige Tage einspeichern. Ihr optimales PV-Set-up hängt mit der Höhe des Eigenstromverbrauchs vor Ort zusammen. Wenn Sie diesen ermittelt haben, gibt es eine individuelle Lösung: Entweder Sie speisen gewinnbringend überschüssigen Strom ins öffentliche Netz ein oder aber beziehen zusätzlich grünen Strom über einen Stromliefervertrag mit einem externen Dienstleister (über einen sogenannten PPA” – Power Purchase Agreement).

4. Mythos: Dach muss aus Effizienzgründen nach Süden ausgerichtet sein 

Ab in den Süden? Wohl kaum. Der Mythos, dass Photovoltaik nur bei Südausrichtung effizient ist, ist überholt. Moderne Technologien und intelligente Wechselrichter ermöglichen rentable Ergebnisse bei Ausrichtungen nach Osten oder Westen. Eine ganzheitliche Planung der Photovoltaik-Anlage, unter Berücksichtigung lokaler Gegebenheiten und wirtschaftlicher Aspekte, steigert die Effizienz. Nicht perfekt nach Süden ausgerichtete Dächer sind somit trotzdem lukrativ. 

5. Mythos Photovoltaik als Brandschutzrisiko: Module können nicht mit herkömmlichen Mitteln gelöscht werden 

Moderne PV-Module erfüllen ausnahmslos strengste Brandschutzstandards. Im Falle eines Brandes können Profis sie sicher mit herkömmlichen Mitteln löschen: Ja, auch mit Wasser lassen sich die Solar-Module löschen. Fachkräfte in der Brandbekämpfung nutzen offiziell geprüfte und bewährte Strategien. Die Sicherheitstechnologien haben sich kontinuierlich weiterentwickelt, um im Ernstfall eine effektive Brandbekämpfung zu gewährleisten. 

6. Mythos Blitzschutz: Photovoltaik zieht Blitze bei Unwettern an 

PV als Blitzmagnet? Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit eines Blitzschlags in eine PV-Anlage nicht höher als bei anderen Gebäuden. Aber auf Nummer Sicher gehen sollte man trotzdem: Zusätzlichen Schutz bieten Blitzableiter. Moderne Photovoltaik-Anlagen berücksichtigen gängige Blitzschutzstandards in der Konstruktion, um potenzielle Risiken zu minimieren. Bedenken hinsichtlich Blitzgefahr bei PV-Anlagen sind also gänzlich unbegründet. 

7. Mythos Langlebigkeit von Photovoltaik: PV-Module verlieren im Laufe der Zeit massiv an Leistung und haben eine kurze Lebensdauer

Moderne PV-Module zeichnen sich durch eine beeindruckende Lebensdauer aus, häufig über 25 Jahre. Außerdem garantieren sie eine konstant hohe Leistung, denn der Wirkungsgrad der Module hat sich über die Jahre deutlich erhöht. Der minimale Leistungsverlust, der im Laufe der Jahre auftreten kann, reduziert sich weiter durch regelmäßige Wartung. 

Hersteller legen großen Wert auf Haltbarkeit und Zuverlässigkeit, und viele bieten Langzeitgarantien an. Dank stetiger technologischer Fortschritte und hochwertiger Materialien können Unternehmen langfristig auf eine stabile Energieerzeugung vertrauen. Lehnen Sie sich also zurück: Investitionen in moderne Photovoltaik-Technologien zahlen sich demnach über Jahrzehnte hinweg aus. 

8. Mythos Umweltbilanz: Photovoltaik verschlingt Unmengen an Ressourcen und ist umweltschädlich

Die Produktion von PV-Modulen verbraucht wie bei jeglichen Herstellungsprozessen natürlich eine gewisse Menge an Ressourcen. Doch der ökologische Nutzen über die Lebensdauer der Anlagen ist schlichtweg enorm und fällt wesentlich mehr ins Gewicht. Photovoltaik trägt signifikant zur Treibhausgasreduktion bei. Fortschritte in Technologie und Materialien verbessern die Umweltbilanz stetig. 

9. Mythos: PV-Module blenden aufgrund ihrer glänzenden Oberfläche

Moderne Module sind so konzipiert, dass sie das Sonnenlicht optimal absorbieren. Blendeffekte sind, wenn überhaupt, minimal und durch intelligente Planung und Ausrichtung durch Experten vermeidbar. 

10. Mythos: Vorsicht giftig! PV-Module enthalten giftige Substanzen

Moderne PV-Module bestehen aus umweltfreundlichen Materialien und setzen keine gefährlichen Substanzen frei, wenn sie korrekt entsorgt werden. Wichtig ist dabei vor allem, unter welchen Umständen und in welchen Mengen kritische Substanzen freigesetzt werden. Denn nahezu jedes technische Gerät enthält wenigstens in geringen Mengen Substanzen wie beispielsweise Schwermetalle.4 Die Industrie hat sich in Bezug auf die Umweltverträglichkeit stark weiterentwickelt und ständige Innovationen in der Materialforschung und Produktionstechnologie ermöglichen bessere Prozesse in der Verarbeitung. 

11. Mythos: Photovoltaik-Module können nicht recycled werden 

Falsch! Photovoltaik-Module sind größtenteils recycelbar. Durch kontinuierliche Fortschritte in der Recyclingtechnologie gewinnt man wertvolle Materialien wie Silizium, Aluminium und Glas aus den Modulen zurück. Die Industrie engagiert sich stark in der Etablierung effizienter Recyclingprozesse, um die Umweltbelastung weiter zu minimieren: So fallen PV-Module in der EU seit einiger Zeit unter die sogenannte Rücknahmepflicht". Betreiber einer PV-Anlage müssen die korrekte Entsorgung der Solarmodule offiziell belegen und nachweisen. Händler, Importeure und Produzenten haben sich in dem PV-Cycle” zusammengeschlossen, um das Recycling der Module übergreifend und konform zu organisieren.5

12. Mythos Photovoltaik-Überwachung und -Wartung: PV-Anlagen erfordern viel Aufwand im Betrieb 

Moderne PV-Systeme sind nahezu wartungsfrei, was Unternehmen einen zuverlässigen und kosteneffizienten Betrieb ermöglicht. Experten raten zu Inspektionen und Reinigungen in regelmäßigen Abständen – unterstützt durch automatische Überwachungssysteme, um die Funktionstüchtigkeit der PV-Anlage im Alltag sicherzustellen. Sind diese Aspekte erfüllt, profitieren Unternehmen von geringen Betriebskosten, einer hohen Anlagenverfügbarkeit und natürlich günstigeren Strompreisen – unabhängig vom schwankenden Markt. 

Fazit 

Viele Photovoltaik-Mythen bedürfen einer genauen Untersuchung, um die aktuelle Faktenlage zu erkennen. Aufgrund der hohen gesellschaftlichen und politischen Relevanz verzeichnet die PV-Technik über die letzten Jahrzehnte riesige Fortschritte. Denn auch die Forschung wird stetig vorangetrieben. Die damit einhergehende Verbesserung minimiert Hindernisse und Risiken für Unternehmen immens. So bietet die Nutzung von Photovoltaik – gerade auf großen Dächern – viele Kosten- und Image-Vorteile. PV trägt außerdem zur Erfüllung von rechtlichen Anforderungen (Stichwort: Gewerbliche Solarpflicht) sowie von CSR- und ESG-Kriterien bei.

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Die Reise hin zur Nutzung von Photovoltaik für Ihr Unternehmen ist komplex und erfordert viele einzelne Schritte, die schnell zu großem internen Aufwand führen. Mit der Unterstützung eines starken Partners gelingt die sichere Durchführung des Projekts, von der individuellen Planung über die Inbetriebnahme bis hin zur Wartung – Sie konzentrieren sich währenddessen voll und ganz auf Ihr Kerngeschäft. 

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Content Manager

Jan Brendel

Content Manager Jan Brendel kreiert diverse Inhalte zu den Themen erneuerbare Energien, Solar und Photovoltaik bei ENVIRIA. Als Texter und Autor arbeitete er bereits in unterschiedlichen Branchen und erlangte über die Jahre ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse und Anforderungen von Unternehmen. Er erstellte unter anderem wissenschaftliche Ausarbeitungen im Bereich Industrie und produzierendes Gewerbe (Maschinen- und Anlagenbau, Logistik uvm.). Seine Leidenschaft für Musik ist mindestens genauso groß wie die für die Energiewende von Firmen.

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